Der Maler, Prosaschriftsteller und Dichter Zbynìk Benýšek wurde am 27. Juni 1949 in Olmütz geboren. Er wuchs in Prostìjov auf und absolvierte eine kunstgewerbliche Mittelschule in Brünn. Anschließend ging er nach Prag, wo er in verschiedenen manuellen Berufen tätig war. Im Jahre 1982 emigrierte er nachÖsterreich und redigierte in Wien zehn Jahre lang die Exilkunstrevue Paternoster. Seit 1992 lebt er wieder in Prag und widmet sich parallel zum literarischen Schaffen der bildenden Kunst und der Buchgrafik.

Schon seit Mitte der sechziger Jahre schreibt Zbynìk Benýšek, ein während des Kommunismus mit der Bewegung des tschechischen literarischen und künstlerischen „Undergrounds“ und später auch mit dessen Ableger im Exil engverbundener Autor, ein „endloses“ dichterisches Tagebuch, in dem er systematisch die Poetik der sogenannten „Gedicht-Dokumentation“ zur Anwendung bringt. Einzelne Teile dieses Tagebuchs zirkulierten als selbstständige Samisdat-Zyklen in einem engen Kreis von Eingeweihten bereits unmittelbar nach dem Prager Frühling (das erste Mal sogar schon 1970). Der Großteil von Benýšeks poetischem Werk wird aber auch weiterhin nur als Manuskript zugänglich sein. In Buchform ist bisher eine relativ kleine Auswahl mit dem Titel Diagnóza a jiné básnì (Diagnose und andere Gedichte) erschienen. Sie enthält zwischen 1977 und 1997 entstandenen Texte, also keine Beispiele aus dem Jugendwerk und den ersten Samisdat-Bänden. Dennoch vermittelt das Textcorpus einen halbwegs kompakten Eindruck von Benýšeks nonkonformistischer Poesie, einer der Poe-tik und vor allem der Lebensphilosophie des „Undergrounds“ verpflichteten Dichtung. Freilich war es dem Autor dabei weniger ein Anliegen gewesen, einen weiteren Beitrag zu eindrucksvollen Protestdeklarationen zu liefern oder groteske Experimente mit der Sprache der „Macht“ und der Sprache der „Ohnmacht“ anzu-stellen, als einen fortlaufenden satirischen Kommentar zum Zeitgeist abzugeben. Dieser Kommentar bezieht sich in der Regel auf ein „authentisches“ Milieu und zielt – durch Herausgreifen suggestiver Details oder durch unspektakuläre Momentaufnehmen – auf die konkrete Sphäre des Alltäglichen ab. Gerade in diesem ironischen und sarkastischen Glossieren von Dingen öffentlichen Interesses und besonders von Gedankengängen seiner Zeitgenossen liegt das Spezifikum der Texte dieses Autors, der auf Grund von Einzelphänomenen seine Diagnose bezüglich der Gesellschaft und der Geschichte stellt, es dabei aber bewenden lässt – um nicht zum Beispiel unangebracht zu moralisieren oder in den Lauf der Welt einzugreifen. Seit Beginn der siebziger Jahre hatte Benýšek auch Erzählungen und längere Prosatexte geschrieben, die er – gleich wie die dichterischen Arbeiten – in inoffiziell verbreiteten Almanachen und schließlich in Exilzeitschriften veröffentlichte. Diese Werke sind von ähnlichem Charakter wie die dichterischen Zyklen und Glossen, doch scheint sich Benýšek diesem Genre hauptsächlich in den achtziger Jahren, vor allem nach seiner Emigration, gewidmet zu haben, während sich nach 1989 der Schwerpunkt seiner literarischen Tätigkeit eher auf die Poesie verlagerte. Der Band My nejsme vrazi (Wir sind keine Mörder) gibt Einblick in die Werkphase vor dem November 1989, in der der Autor für einige seiner Erzählungen die treffende und gleichzeitig persiflierende Bezeichnung „neomanieristische Reportage“ verwendete und sich hauptsächlich auf seine Erlebnisse als „Underground“-Bohemien und Exilant in der Fremde konzentrierte. Sämtliche seiner Protagonisten sind Vertreter einer nonkonformistischen Lebenshaltung, die in der Ablehnung von wie immer gearteten Establishments und in einer radikalen Abrechnung mit den psychologischen Tücken der modernen Zivilisation beruht. Aus einer ähnlich extremen Haltung heraus, wie man sie lange Zeit mit den anders denkenden, politisch unangepassten Künstlern der ÈSSR vor 1989 identifizierte, wird auch in Benýšeks aktuellem Schaffen ein erbarmungsloses Memento ausgesprochen: Etwa in der Erzählung Tma (Die Finsternis), in der er reliefartig, mit der für ihn typischen „dokumentarischen“ Methode „einen Abend, der ihn erschüttert“ hätte, beschrieb, aus der Erkenntnis, dass „der Kampf weiterginge“ und nonkonformistische Künstler neuerlich inkriminiert würden – diesmal der fundamentalen Ablehnung sogenannter postkommunistischer Verhaltens- und Vorgangsweisen wegen, die auf der Schwelle einer neuen„virtuellen“ Ära als geboten erschienen.

Eigenständige Ausstellungen:
1968 – Oberschule für Kunstgewerbe, Brünn • 1978 – Galerie in Náplavní Straße, Prag • 1984 – Galerie Apostroph, Wien • 1985 – Galerie Dialog, Frankfurt/M. • 1985 – Galerie Töpfen, Frankfurt/M. • 1986 – Café Kafka, Frankfurt/M. • 1986 – Galerie Zur Brücke, Heidelberg • 1986 – Galerie zur Bunten Kuh, Wien • 1987 – Nachtasyl, Wien • 1988 –Nachtasyl, Wien • 1990 – Galerie Rapid, Prag • 1992 – Stadtgalerie Fürstfeld, Österreich • 1993 – Das musische Kabinett, Brünn • 1994 – Galerie K, Prag • 1994 – Galerie Paseka, Prag • 1995 – Galerie K, Prag • 1997 – Galerie Alternatif, Prag • 1998 – Ausstellungsäle des Schlosses, Prossnitz • 1999 – Gesellschaftshaus Neratovice • 1999 – Galerie des Antiquariats in Kounická Straße, Brünn • 1999 – Galerie Pamet, Prag • 2000 – Museum des Prossnitzer Gebiets, Prossnitz • 2011 – Galerie U prince Miroslava, Prag • 2014 – Galerie Montmartre, Prag

Gemeinschaftliche Ausstellungen (eine Auswahl)
1980 – Gartenausstellung, Chýne bei Prag • 1982 – Internationales Kulturzentrum (Tschechische Maler in Wien), Wien • 1984 – Galerie Eulau 5 (Tschechische Maler in Wien), Berlin • 1987 – Atelier K, Wien • 1994 – Galerie Mánes (Neue Vereinigung Prager Maler), Prag • 1996 – Stadtgalerie (Neue Vereinigung Prager Maler), Kutná Hora • 1997 – Vysehrad, Prag • 2007 - Galerie OSA, Budapest, Ungarn • 2008 – University Gallery Collection, Birmingham, England • 2008 – Krakowska Szkola Vyzsa, Krakau, Polen • 2008 – IICC Bukarest, Rumänien • 2009 – Open Society Archives Gallery Budapest, Ungarn • 2009 – Gallery Torre Mirana, Trento, Italien • 2009 – Rathauses der Stadt, Dresden, Deutschland • 2010 – Galerie G, Olomouc • 2013 – Tschechische Zentrum in Sofia, Bulgarien

Bibliographie:
Notizen, 1967 ••• Die Vision des heiligen Mannes, 1970 (Prosa) ••• Frühlingsbegrüßung, 1972 (Erzählung) ••• Der ausgetretene Pfad, 1972 (Dichtung) ••• Die Fliege, 1972 (Erzählung) ••• Karlsbad, 1973 (Dichtung) ••• Die Sitzung der ersten vernünftigen Regierung, 1972 (Text) ••• Silvester, 1973 (Erzählung) ••• Die Pfarrerin, 1974 (Erzählung) ••• DramamarD, 1975 (Novelle) ••• Panoptikum 75, 1976 (Erzählung) ••• Die Verlesung des Morgensterns, 1976 (Dichtung) ••• Wir sind keine Mörder, 1978 (Erzählung) ••• Langsatz, 1980 (Erzählung) ••• Liedertexte 1967–1982 ••• Wohin fliegst du, Seele..., 1982 (gebundenes Sammelwerk 30 Photoreproduktionen von Bildern aus den Jahren 1967-1982) ••• Das Forschungsinstitut Wien, 1983 (Novelle) ••• Die Party beim Dr. Simon, 1985 (Erzählung) ••• Das Valentinchen, 1987 (Erzählung) ••• Der Absturz des Schwans, 1989 (Erzählung) ••• Die Diagnose und andere Gedichte, 1998 (Sammelband Verlag Torst, Prag 1999) ••• Das Finsternis, 1999 (Erzählung) ••• Wir sind keine Mörder, 1999 Verlag Torst, Prag (Prosaisches) ••• Sonetten aus der Platonshöhle, 2004 Verlag Cherm, Prag, 2009 ••• Die Erzählung von Rudolfchen, 2004 (Novelle - EPJ 2004) ••• DramamarD (zwei Novellen, Teins Literaturcafé, Prag 2005) ••• Paternoster 1–7, 1992 (Rundfunkmagazin, das Drehbuch für Radio Vltava Prag) ••• Museire 1–6, 1993-1998 (Fernsehmagazin, Drehbücher zusammen mit E. Brikcius für CT2 Prag) ••• Ateliers, 1999 (Fernsehprojekt - 25 einstündige Sendungen über bildende Kunst, das Drehbuch, CT 2 Prag) ••• Licht, Strahl, Schimmer, 2009, Verlag Galen, Prag, (Liedertexte 1967–2004) ••• Marionetten Gottes, 2012, Verlag Galen, Prag, (Roman)

Kontakt : zbenysek@seznam.cz


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